Diez – Kleiner Stadtrundgang
Wo die Geschichte von Diez beginnt, starten wir auch mit unserer kurzen Stadttour. Deshalb geht es vom Marktplatz, der noch nicht zur mittelalterlichen Stadt gehört, erst einmal durch die Marktstraße, dann rechts in die Altstadtstraße und vor dem Haus Altstadtstr. 35 die Schloßtreppe hoch zum Diezer Grafenschloß.
1) Diezer Grafenschloß
Ein steiler Berg an der Mündung eines Baches in einen Fluss, der als Verkehrsweg genutzt wird, ist für jeden Stadt- und Landesherrn im Mittelalter ein optimaler Platz für eine Burg. Auf diesem strategisch günstigen wie wehrhaften Bauplatz, einem Porphyrfelsen, errichtet der namentlich nicht bekannte Bruder des Grafen Embricho um das Jahr 1000 eine Höhenburg. Vermutlich noch aus dieser Zeit stammt der Bergfried, der höchste Turm der Burg. In den nachfolgenden Jahrhunderten wurden weitere Gebäude angebaut. Über die Vergangenheit der Burg und die Entwicklung des Städtchens am Fuße des Schloßbergs informiert das
Museum im Grafenschloß – Museum für Stadt- und Regionalgeschichte.
Von der Geologie über die Geschichte des Herzogtums Nassau bis hin zu den berühmten Nachfahren, den Oraniern, über bürgerliche Wohnkultur, alte Technik und Kommunikation und manches mehr informieren die Ausstellungen im Gotischen Haus, dem einstigen Palas der Burg. Im Diezer Grafenschloß kann man in der Jugendherberge auch für einen schmalen Geldbeutel fürstlich residieren oder sich einmal als Burgherr/ Burgfräulein fühlen!
Öffnungszeiten:
Di bis Fr 9.00 – 12.00 und 14.00 – 17.00
Sa, So 14.00 – 17.00 (In den rheinland-pfälzischen Ferien nur nachmittags (Di – So 14.00-16.00) geöffnet.
www.museumdiez.de
(2) Stiftskirche
Zu Füßen ihrer Burg ließen Graf Gerhard IV. und seine Frau Elisabeth von Sayn ab 1289 ein Kanonikerstift mit einer Stiftskirche zu Ehren der Jungfrau Maria errichten. Aus dem späten 13. Jahrhundert stammt auch noch die heutige Stiftskirche, die den Übergang von der romanischen zur gotischen Bauweise zeigt. Im Inneren der dreischiffigen Kirche wird deutlich, dass das Gotteshaus auch als Grablege der Grafen von Diez und Fürsten von Nassau-Diez dient. Der älteste Grabstein zeigt den 1343 gestorbenen Grafen Gerhard VI., einen Ritter mit Zwei-Hand-Schwert. Berühmter wurde die Fürstin Amalie (1666 – 1726), deren Gebeine in einem üppig verzierten Sarkophag aus schwarzem Lahnmarmor ruhen: Sie ließ in Diez die Neustadt südlich des mittelalterlichen Burgstädtchens zur Aar hin anlegen.
(3) Niederadeliges Haus/Schloßberg 6
In der Nachbarschaft zur Burg, bzw. zum Schloss, lebten die Adligen, die in Diensten der Herrschaft standen und meist als hohe Amtsleute in der Verwaltung arbeiteten. Zu diesen hochrangigen Positionen und dem Adelsstatus gehörte selbstverständlich auch ein repräsentatives Wohnhaus, das sich deutlich von den Bürger- und Handwerkerhäusern der mittelalterlichen Stadt abhob: Es ist größer in seinen Ausmaßen, es wurde weitgehend aus Stein, dem teureren Baumaterial, gebaut und durfte in der Nähe der Burg bzw. des Schlosses errichtet werden.
(4) Haus Eberhard/ Pfaffengasse 27
In die Reihe der herrschaftlichen Häuser am Fuße des Schloßbergs gehört auch das Haus Eberhard am oberen Ende der Pfaffengasse. Als kleines Stadtpalais im Stil des Rokokos entstand es um 1784. In ihm wohnte Geheimrat August Friedrich Adrian Diel (1756 – 1839), der einst als der berühmteste Experte Deutschlands für den Obstanbau galt. Einige Apfel- und Birnensorten tragen den Namen dieses Pomologen in ihrer Bezeichnung, wie zum Beispiel „Diels Renette“ und „Diels Barceloner Parmäne“ – bekannte Obstsorten im 19. Jahrhundert. Die Gartenmauer des Anwesens ist noch ein Teil der sonst in Diez kaum mehr sichtbaren mittelalterlichen Stadtmauer.
(5) Lateinschule/Pfaffengasse 24
Das große Gebäude mit den zwei Stockwerken aus Fachwerk über einem steinernen Erdgeschoss beherbergte die erste Lateinschule von Diez. Sie wurde 1564 von Graf Johann VI. gegründet, der die Reformation in Diez einführte und ganz im Trend der fortschrittlichen protestantischen Landesherren, sich für eine Schulbildung von Jungen und Mädchen engagierte. Die Stiftsherren – „Pfaffen“, die ebenfalls in der Pfaffengasse wohnten – sorgten für den Unterricht. Diese Lateinschule existierte bis 1809.
(6) Alte Lahnbrücke
Für den Komfort, bequem und trockenen Fußes einen Fluss überqueren zu können, musste man einst Brückenzoll bezahlen. Am Anfang der alten Lahnbrücke, die 1615 an der Stelle einer älteren Holzbrücke errichtet wurde, ist ein solches Zollhäuschen noch zu sehen. Einen schönen Blick auf die historische Brücke und das daran „hängende“ Häuschen erhält man von einem Abstecher durch Knechts Gässchen zum Lahnufer.
(7) Alter Markt mit Altem Rathaus
Zentral liegt der alte Marktplatz in der mittelalterlichen Stadt, die 1329 Stadtrechte erhielt: Zum einen befindet er sich zu Füßen des Schloßbergs, des Stadtherrn und nahe dem Wohnbereich der Stadtprominenz rund um die Pfaffengasse, zum anderen sind es nur wenige Schritte bis zur Lahn, einem Hauptverkehrsweg für Waren. Nach Osten schließt sich an den Markt der Bereich der „einfachen“ Leute, die bürgerliche Stadt, an. An diesem Übergang steht auch das alte Rathaus (heute Café). Von 1583 bis 1872 diente es dem Rat der Stadt; Anfang des 19. Jahrhunderts nutzte die katholische Gemeinde den Sitzungssaal für ihre Gottesdienste. Der Säckerbrunnen zwischen den Bäumen erinnert an das Lastenschleppen rund um die Märkte.
(8) Altstadtstraße
Diese Straße, die sich um den Fuß des Schloßbergs Richtung Osten zieht, macht ungefähr die zweite Hälfte der mittelalterlichen Stadt Diez aus. Parallel dazu zog sich einst eine Stadtmauer mit fünf Toren, deren Reste heutzutage in zahlreichen Haus- und Hofmauern längs der Altstadtstraße stecken. An vielen Häusern ist noch erkennbar, dass Fachwerk einst sehr beliebt war. Besonders schöne Beispiele sind an der Altstadtstraße 35 und der direkten Nachbarschaft zu sehen. Am Ende der Altstadtstraße geht die kurze Stadtrunde rechts in die Rosenstraße zurück zum Marktplatz.
(9) Rosenstraße
Mit dem Ursprung dieses Straßennamens etwas Blumiges, Schönes zu verbinden, wäre falsch! Die „Rosen“ stehen für „Leprosen“, Leprakranke, Aussätzige, für die man einst keinen Platz innerhalb der Stadtmauern hatte und sie vor die Tore der Stadt verbannte. Mit ihrem geradlinigen Verlauf und einer ursprünglich einheitlichen Bebauung gehört die Rosenstraße zur Stadterweiterung aus der Zeit um 1700.
(10) Marktplatz und die Neustadt
Der Mittelpunkt der Neustadt, der barocken Stadterweiterung, ist der Marktplatz mit seiner rechteckigen Form. Von ihm gehen im rechten Winkel die Straßen ab, die wiederum auffallend parallel verlaufen, deutliches Zeichen für die Planung des Stadtviertels auf dem Reißbrett. Mit dieser Baumaßnahme in ihrem Residenzstädtchen betrieben die Fürstinnen von Nassau-Diez vor rund 300 Jahren Wirtschaftsförderung, indem sie mit einigen Vergünstigungen Neubürger an die Lahn lockten.
Streckenmarkierung:
Lage: ca. 1 km / 1 – 2 Std. Rundwanderung
Ausgangspunkt: Marktplatz
Ziel: Marktplatz
Informationen:
Tourist-Information Diez
Wilhelmstr.63, 65582 Diez
Diez